Klein Schwechten

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Klein Schwechten
Gemeinde Rochau
Koordinaten: 52° 43′ N, 11° 50′ OKoordinaten: 52° 42′ 35″ N, 11° 49′ 52″ O
Höhe: 30 m ü. NHN
Fläche: 18,91 km²
Einwohner: 330 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 17 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2011
Postleitzahl: 39579
Vorwahl: 039388
Klein Schwechten (Sachsen-Anhalt)
Klein Schwechten (Sachsen-Anhalt)

Lage von Klein Schwechten in Sachsen-Anhalt

Kirchhofsmauer von Klein Schwechten
Kirchhofsmauer von Klein Schwechten

Klein Schwechten ist ein Ortsteil der Gemeinde Rochau im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klein Schwechten, ein Straßendorf mit Kirche,[3] liegt 11 Kilometer nördlich der Kreisstadt Stendal in der Altmark. Das Dorf wird vom Graben Klein Schwechten entwässert, der nach Osten in die Uchte fließt.[4]

Nachbarorte sind Häsewig im Westen, Ziegenhagen im Nordwesten, Petersmark im Norden, Möllendorf und Goldbeck im Nordosten, Eichstedt (Altmark) und Groß Schwechten im Süden.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste urkundliche Erwähnung vom Schwechten stammt aus dem Jahr 1200 als et ecclesiam in Suechten[5][6][3] in einer Urkunde über die Gründung und Ausstattung der Kirche des Klosters Krevese, ausgestellt von Bischof Gardolf von Halberstadt (1193 – 21. September 1201). Das Nachbardorf Groß Schwechten wurde 1209 erstmals als Grotinswachten erwähnt,[7] daher muss es auch ein Klein Schwechten zu diesem Zeitpunkt gegeben haben.

Klein Schwechten selbst wurde im Jahre 1358 als in deme dorpe tu lutken swechten[8] zuerst genannt.

Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Lutke Swechten aufgeführt.[9] Die Pincerna, die späteren Schenck von Lützendorf waren mit dem Dorf belehnt.[3] Im Jahre 1686 war das Dorf der Rittersitz der Erben von Bülow mit einer Windmühle. Weitere Nennungen sind 1687 Lütken Schwechten[3] und 1804 Dorf und Gut Klein-Schwechten.[10]

Windmühle Klein Schwechten 1974

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: zwei Besitzungen über 100 Hektar hatten zusammen 294 Hektar, 70 Besitzungen unter 100 Hektar zusammen 695 Hektar, eine Kichenbesitzung hatte 45 Hektar. Enteignet wurden 293 Hektar, davon wurden 287 auf 34 Siedler aufgeteilt. Im Jahre 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Rotes Banner“.[3]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gehörten Dorf und Gut Klein Schwechten zum Stendalischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lagen beide im Kanton Schinne auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörten sie zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[3]

Am 1. April 1926 wurde der Gutsbezirk Klein Schwechten in die Landgemeinde Klein Schwechten eingemeindet.[11] Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Klein Schwechten in den Kreis Osterburg umgegliedert. Nach dessen Auflösung kam sie am 1. Juli 1994 wieder zum Landkreis Stendal. Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Häsewig mit ihrem Ortsteil Ziegenhagen in die Gemeinde Klein Schwechten eingemeindet.[12]

Im Zuge der kommunalen Neuordnung Sachsen-Anhalts wurde Klein Schwechten per Gesetz zum 1. Januar 2011 in die Gemeinde Rochau eingemeindet.[13][14] Seit dem 1. Januar 2011 gehören damit die Ortsteile Klein Schwechten, Häsewig und Ziegenhagen zur Gemeinde Rochau.

Gegen die Gemeindegebietsreform und damit die Eingemeindung nach Rochau in die Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck hatte Klein Schwechten genauso wie Schwarzholz erfolglos geklagt.[15]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr[3] 1734 1772 1790 1798 1801 1818 1840 1864 1871 1885 1892 1895 1900 1905
Dorf Klein Schwechten 215 249 185 232 280 285 340 391 372 383 415[16] 371 371[16] 353
Gut Klein Schwechten 053 061 036 028 021 007
Jahr Einwohner
1925 384
1939 379
1946 671
1964 449
1971 449
Jahr Einwohner
1981 530
1993 477
2006 535
2014 [00]345[17]
2015 [00]342[17]
Jahr Einwohner
2017 [00]351[18]
2018 [00]342[18]
2020 [00]334[19]
2021 [00]340[19]
2022 [0]330[1]

Quelle bis 2006, wenn nicht angegeben:[3]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Dorfkirche Klein Schwechten

Die evangelische Kirchengemeinde Klein Schwechten gehörte früher zur Pfarrei Klein Schwechten.[20] Seit 2007 gehört sie zum Kirchspiel Klein Schwechten. Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Klein Schwechten im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Klein Schwechten stammen aus dem Jahre 1650.[22]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[23]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gemeinderat Rochau wird der Ortsteil Klein Schwechten seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 durch die Wählergemeinschaft Klein Schwechten mit fünf Sitzen vertreten.[24]

Bei der letzten Gemeinderatswahlen vor der Eingemeindung nach Rochau am 14. Juni 2004 hatte es folgende Ergebnisse gegeben:

  • CDU 45,6 %
  • Wählergemeinschaft Klein Schwechten 41,0 %
  • Wählergemeinschaft Sport und Kultur 13,4 %

Letzte Bürgermeisterin vor der Eingemeindung war Gabriele Andert.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sühnekreuz in der Friedhofsmauer
  • Die evangelische Dorfkirche Klein Schwechten ist eine stattliche spätromanische Feldsteinkirche aus dem späten 12. Jahrhundert.[25]
  • Der Ortsfriedhof befindet sich auf dem Kirchhof.
  • In die Friedhofsmauer ist ein schönes mittelalterliches Sühnekreuz eingearbeitet.[25]
  • Auf dem Friedhof steht ein Denkmal aus Granitblöcken für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.[26]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dorf gibt es ein gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr genutztes Dorfgemeinschaftshaus und eine Sportstätte, die von drei Sportvereinen genutzt wird. Die Förderverein Feuerwehr Groß Schwechten e.V. unterstützt die Freiwillige Feuerwehr. Der Windpark Klein Schwechten umfasst drei Anlagen mit einer Leistung 1,8 Megawatt. Im Ort betreibt die Agrargenossenschaft eG Klein Schwechten eine Milchviehanlage und eine Biogasanlage.[27]

Sage – Der Teufel zu Klein Schwechten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Altmärkischen Intelligenz- und Leseblatt war 1828 folgende Sage gedruckt wurden, die Alfred Pohlmann 1909 als der „Der Teufel zu Klein Schwechten“ überlieferte.[28]

Auf dem Rittergut des Ernst Ludwig von Bülow zu Klein Schwechten lebte im Jahre 1671 ein Schreiber namens Heinrich Meier. Er hatte sich einer gotteslästerlichen Äußerung schuldig gemacht und musste zum Prozess vor dem Gericht in Stendal, da erschien ihm auf der Landstraße der Teufel, der sich anbot ihn als Anwalt aus der Verlegenheit zu ziehen. Der Schreiber hatte seine Sünde schon bereut und lehnte das Angebot ab und fing an laut zu beten. Als der Teufel die ersten Worte vernahm „verließ er ingrimming den Schreiber und verschwand“.

Hanns H. F. Schmidt erzählt die Sage 1994 unter dem Titel „Heinrich Meier und der Teufel“ etwas anders. Hier fluchte der Schreiber ständig und wurde vom Teufel als unbekannter gut gekleideter Herr mehrfach in der Schreibstube besucht. „Es überkam ihn die Angst vor der Hölle.“ Er betete stundenlang laut und sang fromme Lieder, so dass „es jedermann hörte und Vergnügen dabei empfand“. Der Teufel kam nicht wieder und das Fluchen gab sich, wenn man der Sage traut.[29]

Persönlichkeiten aus Klein Schwechten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2039, 2047–2053, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 109–110 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 303, 90 Klein Schwechten (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Klein Schwechten – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  2. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 116 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  3. a b c d e f g h Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2039, 2047–2053, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  4. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Nach Rohrlach/Diestelkamp: LHASA, Rep. U 21 Kloster Krevese Nr. 1
  6. Adolf Diestelkamp: Zur Frühgeschichte des Benediktinernonnenklosters Krevese. Hrsg.: im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band VI). ZDB-ID 212026-4, S. 112.
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 31 (Digitalisat).
  8. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 506 (Digitalisat).
  9. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 320 (archiviert auf archive.org (Memento vom 21. September 2019 im Internet Archive)).
  10. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 265 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00287~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1926, ZDB-ID 3766-7, S. 16.
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343, 345, 346.
  13. Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2011. StBA
  14. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Stendal (GemNeuglG SDL). Abgerufen am 22. März 2020.
  15. Ingo Gutsche: Ein Stück Demokratie ging uns verloren. In: Volksstimme Magdeburg. 22. Juni 2013 (auf volksstimme.de [abgerufen am 8. März 2020]).
  16. a b Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 109–110 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  17. a b Doreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
  18. a b Karina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
  19. a b Karina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 21.
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 111 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Klein Schwechten. Abgerufen am 14. Mai 2021.
  22. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 14. Mai 2021.
  24. Ingo Gutsche: Ein Duo überspringt 1000er-Marke. In: Stendaler Volksstimme. 28. Mai 2019, S. 16.
  25. a b Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 263.
  26. Klein Schwechten, Gemeinde Rochau. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Juni 2020, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  27. Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. 30. Oktober 2015, S. 277, 280,, abgerufen am 3. August 2019.
  28. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 15–16, 4. Der Teufel zu Klein Schwechten (online).
  29. Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 2 von K wie Kleinau bis Z wie Zichtau. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-42-0, S. 138.